Alles Werbung, oder was?
26. August 2017Caravan Salon – Reisemobile praktisch – dekadent
15. September 2017Manche gönnen sich ne Pulle Whisky um die 5 zu einer 3 zu saufen, andere kaufen sich ein zweites Polohemd oder eine neue Frau mit denen sie auf einer Kreuzfahrt um die Welt schippern...
...eine Feier mit Familie, Freunden und Ex-Frau zu Ehren des halben Jahrhunderts oder einfach mit 50 Nutten, andere heizen die Midlifecrisis in einem neuem Auto mit dickem Endtopf und Potenzschweller weg.
Michael Fröhlich beschenkte sich im Jahr 2000 gleich mit 50 Fahrzeugen. Aber keine Neuen, sondern Schmuckstücke aus dem Jahr 1950, seinem Geburtsjahr. Der gemeine Polohemd 50er verbringt dann die nächsten Jahre damit, die historischen Fahrzeuge auf Hochglanz zu polieren.
Nicht so Michael Fröhlich, der Händler und Restaurator exclusiver Karossen, der unter anderem schon Hitlers Mercedes 770k, Schumis Ferrari oder Aldi-Gründer Theo Albrechts Panzer S-Klasse verkauft hat.
Der "domestizierte Pfälzer aus Berlin" drapiert die Oldtimer in seinem Vorgarten im Neandertal, überlässt sie Mutter Natur und Väterchen Rost und nennt den skurrielen Schrottplatz
Auto-Skulpturen-Park
Zum 50. den eigenen Autofriedhof
Da kotzt der Autoliebhaber und weint sich die Augen aus, wenn er das 20.000 Quadratmeter grosse Waldstück im Herzen des Neandertals betritt und sieht wie
Rolls-Royce, Jaguar, Porsche, Moskvitch, Goggo, Morris, Lloyd, Ford, Austin, Mercedes, VW, Buick, Citroen, Fiat, Tatra
unter freiem Himmel zu einem "Kunstwerk" zusammengefügt wurden und dem Verfall preisgegeben werden.
Meine Nikon und ich bekommen bei dem Anblick all der geilen Motive auch glasige Augen...
Ein Paradies für Fotografen...!
Über 20 Jahre hat es gedauert, bis Michael Fröhlich alles vollständig hatte und im Jahr 2000 mit 1000 Leuten den privaten Park zu seinem 50zigsten eröffnete.
Von der Party, auf der bestimmt wenig Polohemdenträger und Felgenputzer waren zeugen immer noch Unmengen von Sektflaschen, die in einem Citroen 2CV entsorgt wurden.
Lost Place der besonderen Art
Ein Lost-Place der besonderen Art den wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.
Da wir ein Wochenende in Düsseldorf auf dem Caravan-Salon geplant hatten, machten wir einen Besuchstermin auf dem privaten Park klar.
Nach der Camping-Messe übernachteten wir noch eine Nacht am Unterbacher See, um morgens direkt bei dem morbiden Kunstwerk aufzuschlagen.
Schon das Eingangstor wirkt skuriel, unverkennbar steht schon die erste Rostlaube vorm Eingang.
Wir scheinen die ersten am Tag zu sein und die Hausherrin, die wir rausklingeln braucht etwas Zeit um runterzukommen um zu öffnen.
Sie erklärt uns bisschen was und wir unterschreiben einen Ausschluss aus der Haftung. Ist ja auch kein Kinderspielplatz mit dem ganzen verrostetem Metall, Stacheldraht und den Stolperstellen.
Fürs Fotografieren bezahlen wir pro Person 20 Euro, erhalten dafür die Rechte zur entgeldlosen Veröffentlichung und dürfen uns den ganzen Tag hier austoben.
Wir sind noch alleine im Park der Autozombies, erst Stunden später fallen weitere Menschen mit Rucksäcke voller Fotoequipment über den manifestierten Kindheitstraum des Lebemannes aus Düsseldorf her.
Wahre Liebe rostet
Auffällig steht ein Jaguar XK120 im kleinen Waldstück auf einer stilisierten Rennbahn. Das erste Auto der Sammlung. Damit hatte Herr Fröhlich 1984 den Oldtimer-Grandprix
"Großer Preis von Deutschland" gewonnen. Heute gäb´s dafür in einem anständigen Zustand noch 150.000 Euro. Dahinter steht der knapp unterlegene Porsche 356, der siegreiche Autohändler hat dem Kontrahenten einfach mal das Rennauto abgekauft und mit dem Jaguar so den Rennausgang hier verewigt.
Zwischen Zapfsäulen, britischer Telefonzelle, Fahrrädern, Motorrädern, Kunstwerken aus Stahl oder Beton, eingekeilt zwischen Bäumen verrotten hier die Oldtimer und entwickeln eigenständige Biotope.
Mit platten Reifen und blinden Scheiben vereinen sie sich immer mehr mit dem Untergrund, entwickeln ein prächtiges Fahrbenspiel von abblätterndem Lack und aufplatzendem Rost.
Vor Teilen der original Berliner Mauer, die nachträglich mit Graffitis, Stacheldraht und Pissoirs versehen wurde, steht sinnbildlich im Westen ein Mercedes und im Osten ein Auto der Volkspolizei.
Auf einen Lagonda, eines der teuersten Wagen der Welt des Jahres 1950 legte Fröhlich einen dicken Baumstamm, in den ausgemusterten Rolls-Royce Silver Wraith aus dem königlichen Fuhrpark mit der Aufschrift "Fuckingham Palace Shuttle Service" setzte er die grinsende Queen ans Steuer und Charles auf den Rücksitz.
Camilla ist wohl schon weggefault. Amazing! Zwischen Bäumen hängt ein Flugzeug mit Triebwerken aus Maischefässern, daneben baumelt der Pilot am Fallschirm.
Verrotten im Neandertal
Manch ein Dauerparker wurde hier in restauriertem Zustand abgestellt und für nicht wenig Geld deshalb gekauft. Und einige Verkäufer waren wohl auch nicht so begeistert, nachdem sie erfahren haben, wo der letzte Boxenstop für den Liebling sein wird.
Statt konserviertem Zustand tägliche Veränderung.
Bei jedem Besuch sieht es hier anders aus, entweder ist ein neues Kunstwerk dazugekommen, mehr weggerostet oder mehr zugewachsen.
Die Uhr tickt im Museum mit Verfallsdatum.
Für so einen Park brauchst du keinen Gärtner oder Putzfrau...
Später halten wir noch ein Schwätzchen mit dem Herrn des Automausoleums.
Michael Fröhlich ist genauso, wie man ihn sich nach dem Rundgang durch den Auto-Skulpturen-Park vorstellt : symphatisch, exzentrisch, durchgeknallt.
Auf Empfehlung des Hausherrn besuchen wir anschließend noch ein Oldtimertreffen um die Ecke.
Der krasse Gegensatz... stellenweise die gleichen Fahrzeuge wie im Park nur in tadellosem Zustand.
Umringt von zahlreichen
Herren in Polohemden mit jungen Damen.
Auch hier ist Verfall zu sehen...
Auto-Skulpturen-Park
Fantastische Fahrzeuge
Rudolf-Diesel-Straße 2
40822 Mettmann
0211 / 322809
post@michael-froehlich.eu
Öffnungszeiten:
Nach Terminvereinbarung
Sonn- und Feiertage
8:00 Uhr - 11:00 Uhr
13:00 Uhr - 18:00 Uhr
8 Comments
Hallo zusammen!
Ich würde gerne mal auf Ihrem Auto Skulpturenpark eine Fotosafari machen!
Der Anlass dafür ist die Fertigstellung meiner Bewerbungsmappe für Kommunikationsdesign unter dem
Thema ” Der Wald”. Ich würde gerne Mensch und Naturn in verbindung bringen und da bietet sich solch ein Lostplace an !
Mit freundlichen Grüßen
Yela
Hallo Yela!
Das ist sicher kein Problem.
Schau mal, ganz unten stehen die Kontaktdaten des Eigentümers.
Schreib Michael Fröhlich einfach und frag nach einem passenden Termin nach.
Bleib gesund!
Gruss Chris
Respekt, eindrucksvolle Fotos und lesenswerte Kommentare.
Freue mich schon auf mehr davon.
Das ist des Blogger´s Applaus, danke dafür Thomas!
Die Bilder und eure Kommentare — Einfach nur klasse !!!
Danke Uli…
Das von Jemandem zu hören, der selbst geile Bilder macht freut uns 🙂
Gruß Silvi und Chris
genial- wie immer. Gerne mehr davon
Danke Sabine!
Wir geben weiter Gas! 🙂