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Indien: Don´t worry, be Hampi!

Hampi in Karnataka


Ein kleines Örtchen am Südufer des Tungabhadra-Flusses in Zentral-Karnataka, inmitten einer archaischen, mystischen Felslandschaft, riesige Granitbrocken, wie Steinmännchen aufeinandergestapelt bis zu hundert Meter hohen Hügeln.

Als hätte Barny Geröllheimer oder der Steinbeißer hier gewütet. Soll aber Hanuman, der Affengott selbst gewesen sein, der die Steine wie Bauklötze verteilt hat, als er als Kind hier gespielt hat.

Vijayjanagar


Doch statt den Feuersteins und Geröllheimers findet man in der einstigen Hauptstadt des Königreiches Vijayanagar zwischen heiligen Männern junge Backpacker, die auf den Ganja-Spuren der Hippies hier wochenlang hängenbleiben.

Mal eben von Goa rübergehupst und das grad am posten, wetteifernd mit den Sadhus über das skurrilste Aussehen.

Oder die Kletterer, die in der Saison hier ins Boulder-Paradies krakseln, 26 Quadratkilometer Spielplatz, dem größten Ruinenfeld Indiens.

Aber zuallererst ist Hampi ein Pilgerort des Shiva-Kultes und Refugium für die dauerkiffenden Bettelmönche, den religiösen Aussteigern, die sich gut mit den Touris arrangiert haben und ihren Stoff gerne mit den Backpackern teilen... also gegen Rupies.

Wanna buy something?


Ist ja auch alles ziemlich relaxt und „shanti“ in Hampi Bazaar und in den Hütten auf der anderen Seite des Flussufer.

Dass dies hier ein heiliger Ort ist und Alkohol und Drogen verboten sind, stört hier Niemanden. In den zahlreichen Cafés weht einem der süßliche Duft um die Nase und ich wurde eher verwundert angeschaut, wenn ich den Bedienungen nichts abgekauft habe und den Alkohol bekommt man in den Hütten am anderen Flussufer.

Hampi ist eh wie ein Rausch


Zu meinem ersten Besuch vor Jahren hier hat sich diesbezüglich nichts geändert.

Auch nicht, dass man sich bei seiner Ankunft bei der Polizeistation registrieren muss. Lustig, dass in der Spalte des Registrierungsbuches bei „ Traveled with“ kein „Motorrad“ zum ankreuzen war…

Ich solle „Bus“ nehmen, welcher idiotische Ausländer kommt auch mit einem Motorbike hierher.

Ansonsten sind mehr Pauschal-Touris unterwegs als früher, es gibt einen Parkplatz voller Busse oberhalb der alten Pavillions am östlichen Ende des Tempels, die mittlerweile leergeräumt und eingezäunt sind.

Beim letzten Mal wurden die noch bewohnt, als Verkaufsstand oder als Freiluft-Klo genutzt. Am Parkplatz selbst warten Rikscha-Fahrer auf neuankommende Kundschaft, wie die Geier auf Aas und Postkarten-Verkaufs-Kinder bilden die Vorhut des indischen Verkaufseifers.

Blick vom Rooftop-Restaurant über Hampi Bazaar

Die Häuser in Hampi Bazaar in der Nähe des Tempels ähneln immer mehr den Ruinen, weswegen die Touristen hier her kommen, sind aber auch noch bewohnt und Gästehäuser oder Hostels drinnen...

Ein Einheimischer meinte, sie sollen irgendwann abgerissen werden, um den Status des Weltkulturerbes nicht zu gefährden.

Wohl derselbe Grund warum die Pavillons leergeräumt wurden.

Mehrheitlich besuchen die Pauschalis den Virupaksha Temple, Lotus Mahal, die Elefantenställe, das Royale Enclose oder den Vittala Tempel. Anderswo ist in der staubigen Hitze kaum Jemand unterwegs.

Ich war so gut wie immer alleine bei meinen Exkursionen zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller rund um Hampi, ab und an fällt man über ein Postkarten-Verkaufs-Kind oder einen Sadhu, den die Polizei aus seiner Höhle vertrieben hat...

Gut wenn man kein Dope mehr hat. Am Abend einen Joint und der Sadhu ist dein Freund...

Surrealistisch mit besonderer Atmosphäre


Hampi ist entspannender und ruhiger Flecke. Fast kein Verkehr und wenig Müll, sogar eine Müllabfuhr – neben den Müllschlucker-Kühen eine Besonderheit in Indien. Man kann..

…an den Ghats den Frauen beim Sari waschen zusehen, daneben bekleideten Menschen und dem Tempel-Elefanten Lakshmi beim Baden in der Seifenlauge uoder die Affenhorden bei den Raubzügen gegen ahnungslose Bleichgesichter beobachten.

…am Ufer des Tungabhadra spazieren gehen, die Coracles, die kleinen runden Bötchen anschauen, oder selbst sich damit überteuert hundert Meter schippern lassen, Moskitostiche for free.

…dem Städtchen Anegundi auf dem Weg zum Hanuman Tempel einen Besuch abstatten, dort abhängen oder auf irgendeinem Rooftop , sich dort ein Lassi, Müsli, Tagliatelle mit Naan oder ein Chillum reinpfeiffen und der psychedelischen Musik lauschen.

…herrliche Sonnenuntergänge am Matanga Hill oder den umliegenden Hügeln geniessen, sehen wie die rote Sonne am Horizont im Steingarten zwischen Wolken und Rauch der privaten Müllverbrennungsanlagen verschwindet. Und dabei ein Chillum reinpfeiffen.

…in den Weiten der Ruinen-, Bananen – und Reisfelderlandschaft sich verlaufen und noch tausend anderer Dinge machen…

Oder einfach gar nichts… oder nur kiffen...Happy in Hampi...

Jedenfalls sollte Hampi auf keinem Besuch in Indien fehlen und man sollte schon mehr wie ein Tag hier hängenbleiben, es ist hier als wird man in der Zeit zurückversetzt und das nicht nur in die 70er der Hippies.

Virupaksha Tempel


Der älteste Tempel in Hampi, genutzt wahrscheinlich seit dem 7. Jahrhundert und somit vermutlich der älteste genutzte Tempel Indiens.

Ich war bei einer der bunten Prozessionen dabei, bei dem der gigantische hölzerne Festwagen, der Ratha über die Hauptstraße gezogen wurde und Lakshmi, der Elefant, bunt geschmückt wie beim Faschingsumzug mit Pauken und Trompeten in den Hindu-Tempel hineingeführt wurde, wo die Priester irgendetwas um eine im Cannabisdunst eingehüllte Schaukel zelebrierten.

Mir hat auch mal ein alter Inder erklärt, was es mit der Schaukel auf sich hat, konnte es nur nicht verstehen, kann nämlich kein Kanada und er nur schlecht Englisch.Er war es auch der mir eine Privatführung durch den Tempel gewährte.

Warum er gerade mich gezielt aus der Menge rausgepickt und mitgezerrt hat und ob er zu diesem Laden dazugehörte weiß ich nicht.

Aber interessant war es, er hat mich bis aufs Tempeldach geführt, dem Wohnort unzähliger Makakensippschaften. Dort aus dem phallusförmigen Turm den Sonnenuntergang zu sehen war was Besonderes, vor allem geruchstechnisch, inmitten all der Affen- und Fledermausscheisse.


Dann ist der Alte mir aber irgendwann an den Hintern, da hab ich erst mal doof geschaut.

Ist das ein Tempelritual?

Als er mir dann sabbernd zwischen die Beine gegriffen hat, wars mit meiner Höflichkeit vorbei und das Angebot seiner Tochter ein Kind zu machen konnte mich auch nicht beruhigen.

Hab ihn dann bei den Affen stehen lassen..


Vitthala Tempel


Der bekannteste Tempelkomplex im Vijayjanagar-Areal ist von drei Tortürmen begrenzt und berühmt für sein steinernes Abbild einer Ratha, des Tempelwagens und die Ranga Mantapa mit seinen 56 „musical pillars“, Säulen, die angetippt Töne erzeugen.

Zum Erhalt der Säulen und des Nervenkostüms der Besucher sind diese nicht mehr zugänglich.

Auch der Steinwagen, einer von Dreien in Indien gibt, wurde festbetoniert, weil Jeder wissen wollte, ob der wirklich fährt wie es heißt.

Ansonsten ist der Tempel reich verziert mit vielen Comicbildern aus Stein.

Mein Highlight war aber der knorrige Frangipani-Baum, der inmitten des Komplexes steht.

Achyuta Raya Tempel


Wenn man von Hampi Richtung Osten, vorbei am riesigen Steinstier am Tungabhadra entlangspaziert, stößt man in einem abgelegenen Tal zwischen den zwei Hügeln Gandhamadana & Matanga auf diesen imposanten Tempel .

Dem letzten Bauprojekt der Termitenmenschen, bevor die Sultanate hier alles plünderten und platt machten. Eine lange Marktstraße führt zum Tempel, wo sich der Aufseher freut, dass sich hierher auch endlich wieder Jemand verläuft.

Von dort gelangt man auch auf über den abenteuerlichen Aufstieg zum „Matanga Hill“, dem Hügel rechter Hand des Tempels, von welchem man mit einem atemberaubenden Anblick über das ganze riesige Open-Air-Museum belohnt wird.

Anjenadri Hill und Monkey-Temple


Der Hügel auf dem Hanuman, der Affengott geboren wurde.

Also der Gott, der die Granitbausteine in seiner Kleinkindphase hier überall verteilt hat. Von Hampi aus kann man den Hügel mit dem weiß getünchten Affentempel gut erkennen, der auf der anderen Seite des Tungabhadra im Anegondi-Gebiet liegt.

Auch die schweißtreibenden 600 weißen Treppenstufen, die man nach oben erklimmen muss sieht man aus der Ferne.


Ein alter Pundit, der religiöse Gelehrte mit langem weißen Bart erzählt im Tempel gerne die Geschichte von Hani und Rama, auf Hindi, ich habe nichts verstanden, aber alleine ihm zuzuhören war schon genial.

Die Tempeltür ist immer zu, damit die heiligen Äffchen nicht in den Affentempel gelangen. Du, die gibt es hier haufenweise. Die kleinen Scheißerchen wissen ihren Status hier gut auszunutzen.

Es kommen sogar extra Träger den weiten Weg hoch, die ihnen Bananen, Kekse und anderes Festmahl transportieren... der gemeine Touri. Die 360 Grad-Sicht hier oben ist phänomenal und es lohnt sich hier eine Zeit zu verweilen.

Muss ja die 600 Stufen auch wieder runter…

Vorher kann man mit dem Pundit aber noch eine Chillum teilen.

Hermatuka Hill


Der Hügel hinter dem Virapuksha-Tempel ist allabendlich Treffpunkt der Backpackergemeinde um dem Sonnengott zu huldigen.

Von dem kleinen Hügel mit seinen vielen Tempeln aus hat man einen geilen Überblick über das Umland. Die Affenband sucht sich ebenso das beste Plätzchen zum Sonnenanbeten wie der zottelige Backpacker. Angezogen von den Touris gesellt sich immer auch die Dorfjugend hier ein, um ihr bestes Englisch Preis zu geben.

„ Where your from?“

„Whats your name?“

„Wonna buy some postcards?“

Wobei der Backpacker aus Israel, Australien oder sonst woher mit einem verklärten Lächeln stehts bereitwillig Auskunft gibt,

Postkarten kauft, dem kleinen Inder auf die Schultern klopft und den Joint weiterreicht. Easy...! Happy in Hampi!

Lotus Mahal


Auch bekannt als Kamal Mahal oder Chitrangini Mahal ist ein zweistöckiges Bauwerk, ein gutes Beispiel von einem Mix hinduistischer und muslimischer Architektur und wie man sie verfallen lassen kann.

Zenana Enclose


Der Frauenbereich im königlichen Distrikt.

Wie es sein muss von 10 Meter hohen Mauern mit Wachtürmen umgeben.

Queens Bath


Scheint der Lust-Pool des Königs gewesen zu sein.

Wenn sie Frauen schon in einen Bereich mit 10 Meter hohen Mauern einsperren, warum soll dann außerhalb ein Bad für die Königin sein? Kostet ausnahmsweise mal keinen Eintritt und so tummeln sich viele indische Familien zum Picknick runterum.

Mein Highlight war aber die öffentliche Toilette hier, erstens gab´s eine und zweitens war die sogar sauber.

Royal Enclosure


Ein riesiges Gebiet, an dem der König von Vijayjanagar lebte und regierte. Bis eben die Sultane kamen und alles platt machten. Hier haben sie ganze Arbeit geleistet, hier hat ja auch der König gewohnt, viel steht nicht mehr. Der Hazara Rama-Tempel ist noch intakt und noch ein paar andere Sachen.

Viel interessanter für mich waren wieder die Horden indischer Schulklassen, die aufgedreht um mich rumschwirrten.

Elefantenställe


Früher der Parkplatz für die königlichen Ferraris, den Elefanten. Völlig unzerstört, der Sultan hatte wohl auch Bedarf an Parkmöglichkeiten.


 

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