Test Fotofabrik.de
7. März 2018Lost Place – Grube Göttelborn
15. März 2018Gros Ouvrage de Michelsberg A22
Ohne den normalen Publikumsverkehr.
Die Chance, in solch ein Bauwerk mal legal reinzukommen, ohne ständig Schiss zu haben, von der französischen Militärpolizei gekascht zu werden und bei guter Beleuchtung Bilder zu machen, ließ ich mir nicht entgehen.
An den ersten zwei Fototagen im Ouvrage Michelsberg hatten wir keine Zeit, aber aufgrund des großen Interesses gab´s dann noch einen dritten Termin.
Am Tag vorher hatten Schnee und Eis Chaos auf den Straßen verursacht und wohl deswegen fanden sich nur etwa 15 Leute im Bunker bei Dalstein in Frankreich ein. Umso besser, je weniger Leute, desto weniger Stau gibt´s an den Fotohotspots im Ouvrage Michelsberg.
Nach einer kurzen, lockeren Einführung der "Bunkerbesatzung" (lustigerweise alles Deutsche-das hatten die Erbauer so wohl nicht geplant) und Bezahlen des 15 Euro-Eintritts wurde in den Bunker einmarschiert.
Man konnte hinlatschen wo man wollte, aber auf Anlagen rumkrabbeln in Geocacher-T5-Manier und Lockpicking von verschlossenen Türen waren nicht erlaubt.
Genauso wie Aktfotografie. Ausdrücklich erwähnt!
Ich hatte aber auch nicht vor mich bei 10 Grad Innentemperaturen auszuziehen.
Block 5 mit dem 75mm Gefechtsturm waren zu besichtigen und ausnahmsweise auch Artellerieblock 3 mit dem 81mm Gefechtsturm, der wegen dem desolaten, unbeleuchteten Zustand dem normalen Besucherverkehr verschlossen bleibt. Im Aufenthaltsraum bei dem Kasernenbereich gab´s noch was zu trinken und zu futtern für die Fotografenmeute.
Mittags sollte es auch noch eine Führung geben und die Dieselmotoren angeworfen werden.
So lange bin ich aber nicht geblieben, nach 4 Stunden hatte ich Plattfüße und genug Bilder geschossen.
Danke an die Jungs und Mädels vom Festungsverein, die den Fototag möglich gemacht haben und versuchen, das alte Bauwerk wieder herzurichten. Mit kleinsten Mitteln, wie sie berichten.
Das Werk war zu Beginn der Renovierungsarbeiten in einem miesen Zustand, Vandalismus und Champignonzucht haben ziemlich viel kaputt gemacht.
Auch ist weniger an Inventar erhalten, als in anderen Maginotbunkern.
Einerseits weil Zwangsarbeiter im Krieg hier produzierten und die Kaserne deswegen ausgeräumt wurde und andererseits weil Schrotties vorher ganze Arbeit geleistet haben.
Historie
- Block 1: Infanterieblock mit einem Maschinengewehr-Turm, einer GFM Kuppel und einer Zwillings-MG Kuppel
- Block 2: Infanterieblock mit einer Scharte für ein Zwillings-MG und eine 47-mm-Panzerabwehr-Kanone, eine Zwillings-MG Scharte und zwei GFM-Kuppeln
- Block 3: Artillerieblock mit einem 81-mm-Gefechtsturm und zwei GFM-Kuppeln
- Block 4: nicht gebaut
- Block 5: Artillerieblock mit einem 75-mm-Gefechtsturm und einer GFM-Kuppel
- Block 6: Artillerieblock mit einem 135-mm-Gefechtsturm, einer GFM-Kuppel, einer Granatenwerferkuppel und einer Kuppel mit Notausgang (einzigartig in der ganzen Maginot-Linie)
Das Gros Ouvrage du Michelsberg A22 liegt zwischen den Ortschaften Dalstein und Ebersviller und ist eines der vier großen Bunker der Maginot Linie des Festungsabschnitts Boulay.
Gebaut wurde das Werk zwischen den Jahren 1930 und 1935.
Nach der Fertigstellung wurde es zunächst von einer Gruppe bestehend aus etwa 30 Pionieren in Betrieb genommen.
Die Mannschaft des Bunkers Michelsberg wurde mit den Kameraden des Werkes Hobling und den Soldaten der Kasematten und den Unterständen der Gegend in der Kaserne Ising untergebracht.
Ab August 1939 befand sich das Werk im Alarmzustand und bereits vor der Kriegserklärung am 03. September 1939 wurden Teile der Mannschaft im Bunker Michelsberg sowie in leichten Kasernen, die sog. Casernement Léger, in unmittelbarer Nähe der Ouvrage einquartiert. Diese Baracken wurden aus Holz und Gipsputz errichtet, um sie im Falle eines Angriffs schnell abreißen zu können. Die Casernement Léger hatte auch eine Küche, die man aus Sicherheitsgründen mauerte.
Nachdem die Mannschaft im Werk “eingezogen” war, wurden sie mit der Anlage vertraut gemacht. Unterweisungen über das Bedienen der schweren Waffen in den Gefechtstürmen und der anderen technischen Ausrüstung des Baus waren an der Tagesordnung.
Auch arbeitete man an zusätzlichen Einrichtungen, wie das Anbringen von gepanzerten Scheinwerfern an den Kasematten der Infantrie. Diese sollten das Schussfeld bei Nacht erleuchten.
Außerhalb des Werkes fanden ebenfalls immer wieder Arbeiten statt.
Stacheldrahtverhaue um die Kampfblocks wurden verstärkt, die Panzergräben an der Ostflanke weiter ausgebaut. In der Nähe der Casernement Léger wurden Stellplätze für die Kanonen des Kalibers 120mm und 105mm geschaffen. Diese sollten die Werksartillerie unterstützen, wurden aber noch vor den Kämpfen im Juni 1940 wieder abgebaut und kamen nie zum Einsatz.
Kampfhandlungen
Seit dem 13. Juni 1940, die Maginot-Linie um das Artilleriewerk Michelsberg war zu diesem Zeitpunkt vollständig von deutschen Truppen eingeschlossen, beteiligte sich das Werk immer wieder an mit den Nachbarwerken zusammengefassten Feuerschlägen auf feindliche Patrouillen. Oberst Beisswänger, der Kommandeur des Artillerieregiments 195, erhielt am 22. Juni den Auftrag, einen Schlag gegen Mont des Welsches und Michelsberg zu führen.
Ab 7:30 Uhr wurden diese beiden Befestigungen unter Feuer genommen.
Die Vorteile bei dem nun folgenden Gefecht lagen jedoch eindeutig bei den französischen Festungsbesatzungen.
Ihnen war das Gelände um die Anlagen bestens bekannt. Die Stellungen ihrer gerade in diesem Sektor der Maginot-Linie sehr zahlreich vorhandenen Festungsgeschütze waren so ausgelegt, dass es keine toten Winkel gab.
Somit bedurfte es in der Regel nur einer eindeutigen Zielerkennung, um feindliche Fahrzeuge, Geschütze oder zusammengezogene Infanterie sofort und erfolgreich bekämpfen zu können.
Gegen 16:00 Uhr war es den Deutschen gelungen, eine 8,8-cm-Flak gegen das Artilleriewerk Michelsberg in Stellung zu bringen.
Das Geschütz erzielte in kurzer Zeit mehr als 200 Treffer auf Block 2 und Block 3.
Die Außenwände der Kasematte und die Panzerglocken von Block 3 wiesen bereits ernste Schäden auf.
Auch wurden zwei Beobachter verletzt, als endlich die Franzosen die genaue Stellung der Batterie im Wald von Klang ausmachen konnten.
Zwei Salven der 13,5-cm-Haubitze vernichteten das deutsche Geschütz. Um 17:30 Uhr meldeten die Beobachtungsposten dann drei deutsche Parlamentäre, die sich dem Michelsberg näherten.
Sie forderten die Aufgabe, was vom Werkskommandant Pelletier energisch abgelehnt wurde.
Weitere Kampfhandlungen fanden dann bis zur bedingungslosen Kapitulation aller Werke der Maginot-Linie rechts der Mosel am 30. Juni nicht statt.
2 Comments
Sehr toller bericht !!!
Danke Bernd! 🙂